Migranten stellten Requisiten für Aufführung her

BERGHEIM / RHEIN-ERFT-KREIS – Dem einmaligen Loriot alias Vicco von Bülow hätte es bestimmt gefallen. Arbeitssuchende mit Zuwanderungsgeschichte stellten in den Werkstätten des ASH-Sprungbrett e.V. in Bergheim-Paffendorf Requisiten für eine Aufführung her, bei der eine Reihe von Loriot-Sketchen gespielt wurde. Gebastelte Gegenstände wie Tapetenwände, Bilder, Filmkamera, Lampenspots samt Stativen oder „das“ berühmte Klavier wurden aus verschiedenen Materialien wie Holz, Papier und Farbe hergestellt und kamen beim diesjährigen Sommerfest des langjährigen Kooperationspartners Sozialpsychiatrisches Zentrums (SPZ) in der Fischbachstraße in Bergheim-Quadrath zum Einsatz.

„Werkstatt für Gestaltung, Ausdruck- und Redetraining“ oder auch einfach „WeGeArt“ heißt die Beschäftigungsmaßnahme, die schon seit April 2011 bei ASH-Sprungbrett e.V. in angenehmer Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Rhein-Erft ausgeführt wird.

Hier werden zahlreiche handwerklichen Fertigkeiten geübt: In der Textilverarbeitung arbeiten die Teilnehmer in Stick- und Stricktechniken, verarbeiten mit Nähmaschinen alte Textilien zu „Patchwork“- Decken und stellen im nächsten Schwierigkeitsgrad Kleider oder Kostüme für Theateraufführungen her. Unter Anleitung von Schreiner Jens Römpp wird in der vereinseigenen Holzwerkstatt der Umgang mit Holzhandwerkszeug näher gebracht, um über die nächste Stufe „kreative Pop-Art“, eine Schablonentechnik, die viel Konzentration, Geschicklichkeit und Geduld erfordert, den Zugang zum Requisitenbau herzustellen.

Neben dem Handwerklichen ist vor allem „Reden üben“ und Kommunizieren in deutscher Sprache grundlegender Bestandteil der Maßnahme. Die Arbeitsgelegenheit (AGH) WeGeArt spiegelt mehr als alle anderen Beschäftigungsmaßnahmen von ASH-Sprungbrett e.V. das Zeitgeschehen wieder, welches geprägt ist von Flüchtlingswellen und hohen Migrationsraten. Arbeits- und Integrationsbegleiterin Layrysa Vorobyova, selbst gebürtige Ukrainerin, beschreibt: „Die Teilnehmer, die aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen zu uns kommen, teilweise Analphabeten in ihrer eigenen Muttersprache sind (!) haben in Sprachkursen erste Deutschkenntnisse erlernt. Ihre Scheu und Zurückhaltung, das Erlernte anzuwenden, haben sie gemeinsam. Hier setzt WeGeArt den so wichtigen nächsten Schritt an. Die Teilnehmer beschreiben während der Beschäftigung ihre Arbeiten auf Deutsch, sprechen Arbeitsschritte mit Kollegen ab, um in einem Team Arbeitsaufträge umzusetzen.“ Wertvoll findet Frau Vorobyova dabei, dass das Selbstwertgefühl der Frauen und Männer spürbar steigt – wichtig, wenn man im Alltag z. B. bei Amtsangelegenheiten handlungsfähig sein möchte und irgendwann der Schritt auf den 1. Arbeitsmarkt gelingen soll.

Eine Bestätigung ihrer Arbeit erfährt Frau Vorobyova, wenn sich Frauen und Männer ausnahmslos selbstständig um eine Wiederaufnahme in die WeGeArt-Maßnahme bemühen, nachdem sie, zum Beispiel, in den Sommerferien ihre Beschäftigung wegen Kinderbetreuung beenden mussten. Ihr fällt das positive Beispiel einer ausgebildeten Schneiderin tunesischer Herkunft ein, die zu einer Anerkennung ihrer Qualifikation zu einer Umschulung motiviert wurde und diese erfolgreich absolvierte.

WeGeArt ist nicht nur eine Arbeitsgelegenheit, sondern auch ein Ort interkulturellen Austauschs und Begegnung, und eine Form von Integration und Sensibilisierung der Aufnahmegesellschaft für die Vielfalt.

Weitere Informationen zum Projekt:

Nebenstelle:

ASH Sprungbrett e.V.
Frau Layrysa Vorobyova
Walter-Gropius-Straße 24 · 50126 Bergheim
Telefon (02271 / 49803-14) · Telefax (02271 / 49803-21)
l.vorobyova@ash-sprungbrett.de · http://ash-sprungbrett.de/

 

Lorio Bild WeGeART 1